Stellungnahme zum „Schachverbot“ am Karfreitag

Glücklicherweise haben wir im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland Artikel 4 die Religionsfreiheit verankert. Am kommenden Freitag gilt in Bayern, wie jedes Jahr am Karfreitag, ein ganztätiges Tanzverbot. Dieses Tanzverbot ist nur ein Beispiel dafür, dass es zwar eine Freiheit der Religionsausübung gibt, man jedoch nicht frei von religiöser Bevormundung ist.
Wir leben in einer pluralistischen und vielfältigen Gesellschaft, in der eine klare Trennung von Staat und Religion angebracht wäre. Die Privilegierung der christlichen Kirchen durch den Staat ist nicht mehr zeitgemäß.

Zu welch absurder Situation keine klare Trennung von Kirche und Staat führen kann, zeigt uns diese Woche die Stadt Weißenburg. Jedes Jahr zur Karwoche finden die mittelfränkischen Schachmeisterschaften statt, dieses Jahr in Weißenburg. Da der Oberbürgermeister Jürgen Schröppel den erneuten Konflikt mit den christlichen Kirchen scheute, verknüpfte er die Erlaubnis am Karfreitag Schach zu spielen an die Zustimmung der Kirchen. Diese verwehrten dem Veranstalter jedoch die Austragung der Spiele. Nun finden die Meisterschaften in verkürzter Form statt und werden von einem Großteil der Teilnehmer boykottiert.

Ich bin mir noch nicht ganz sicher, was hier schwerer wiegt. Dass die christlichen Kirchen sich am Schachspielen stören und deswegen jedem vorschreiben möchten, wie man seinen Feiertag eben nicht verbringen darf oder die Tatsache, dass Herr Schröppel hier Genehmigungen der Stadt Weißenburg erst von Gottes Gnaden absegnen lässt.

Ich möchte nochmals herausstellen, dass es sich um Schach handelt. Ich kann mir kaum eine Beschäftigung vorstellen, diesen sogennanten „stillen Feiertag“ noch ruhiger zu begehen. Es ist auch bemerkenswert, dass die Meisterschaften bisher jedes Jahr am Karfreitag stattfinden konnten, nur nicht in Weißenburg.

Auch wenn es für den TSV 1860 als Veranstalter kein Trost sein wird, so freue ich mich dennoch, dass durch die Anmeldung der Kundgebung „Das Feiertagsgesetz Schachmatt setzen!“ eine Möglichkeit geschaffen wurde, den Karfreitag bei einer Partie Schach genießen zu können. Die Kundgebung findet ab 15:00 Uhr auf dem Martin-Luther-Platz in Weißenburg statt.

 

Für die Piratenpartei Weißenburg-Gunzenhausen

Daniel Gruber


2 Gedanken zu „Stellungnahme zum „Schachverbot“ am Karfreitag“

  1. Gute Aktion von ´solid. Siehe auch:
    http://www.piratenpartei-hessen.de/pressemitteilung/2012-04-03-tanzdemos-am-karfreitag-verboten

    und die gbs Erlangen kämpft mit dem BfG ebenfalls weiter:

    „ERLANGEN-NÜRNBERG. (hpd) Gegen das Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichts Ansbach sowie gegen die Nichtzulassung der Berufung durch den Beschluss des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes München ist jetzt eine Verfassungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht erhoben worden.“
    http://hpd.de/node/13187

  2. Pingback: Nicht spurlos

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