Zumindest das mit dem ‚weniger Fleisch‘ kann ich als abgehakt ansehen, schließlich bin ich nun seit 9 Monaten Vegetarier. Abnehmen und mehr Sport treiben hat nicht wirklich funktioniert, ebenso wie der Rest. Andere Vorsätze habe ich auch nicht also bleibt es bei
Von der Familie und Freunden (die nicht bei den Piraten sind) muss ich mir die berechtigte Frage stellen lassen, warum ich mich für „nichts“ – also ohne bezahlt zu werden – so kaputt arbeite. Eine Frage die sich bisher immer sehr einfach beantworten ließ: Es erfüllt mich, es macht mir Spaß, ich halte es für nötig, ich kann es mir finanziell leisten und ich will es einfach! Nicht alle der Punkte kann ich im Moment noch so unterschreiben.
2009 bin ich den Piraten beigetreten, anfangs nur Beitragszahler, der sich hin und wieder mal online beteiligt hat, seit 2011 nun sehr aktiv. Es vergehen selten Tage an denen ich keinen Stammtisch / Sitzung / oder sonstiges Treffen, das mit der Partei zu tun hat, besuche. Tage an denen ich vor / nach / während der Arbeit oder am Wochenende nichts für die Piraten tue, gibt es eigentlich gar nicht mehr.
Mein Problem
Es wäre für mich kein Problem genug Arbeiten und Projekte zu finden um Vollzeit für die Piraten zu arbeiten. Im Gegenteil: ich habe Probleme Dinge, die ich für wichtig erachte in den verfügbaren Zeitrahmen zu pressen. Nein schlimmer: Es ist nicht möglich für alles Zeit zu finden.
Nein, ich sehe das Problem nicht darin, dass zu wenige Mitglieder mitarbeiten. Es ist ein Problem, das ich mir sicherlich zu vielen Teilen auch selbst mache. Ich bin jemand der eher perfektionistisch veranlagt ist und daher ständig Verbesserungsbedarf sieht. Dies führt vor allem dazu, dass ich mich selbst mit mehr Arbeit und Terminen zuschütte als gut für mich ist. Mehr als gut für jeden wäre.
Von der Familie und Freunden (die nicht bei den Piraten sind) muss ich mir die berechtigte Frage stellen lassen, warum ich mich für „nichts“ – also ohne bezahlt zu werden – so kaputt arbeite. Eine Frage die sich bisher immer sehr einfach beantworten ließ: Es erfüllt mich, es macht mir Spaß, ich halte es für nötig, ich kann es mir finanziell leisten und ich will es einfach! Nicht alle der Punkte kann ich im Moment noch so unterschreiben.
Die Sache mit der Wertschätzung
Wer mich kennt weiß, dass ich ruhig und zurückhaltend – ja sogar schüchtern – bin. Dies ist einer der Gründe wieso ich vor allem organisatorisch im Hintergrund arbeite. Der andere ist, dass ich das meiner Meinung nach auch einfach gut kann. Dennoch wurmt es mich extrem, so viel Energie in eine politische Partei zu stecken und doch so wenig Zeit für programmatische Arbeit zu haben.
Mir ist es bewusst, dass die organisatorische Arbeit das Backbone der Partei darstellt, sehr wichtig und absolut notwendig ist. Dennoch gibt es in meinen Augen ein Gefälle in der Wertschätzung zwischen organisatorischer und politischer Arbeit. Meine Meinung kommt mir zunehmend ungehört und irrelevant vor. „Der macht doch eh nur Orga, lieber mal jemand anders Fragen“. Genährt wird dieses subjektive Empfinden durch meinen Wunsch mich selbst mehr in diesem Bereich zu verwirklichen, dem ich aber nicht gerecht werde. Die klassische Selbstzerstörungs-Spirale, die zu einem katastrophalen Selbstbild führt und jeglichen Anflug von Selbstvertrauen in die Tiefe reißt, nimmt seinen Lauf.
Die Sache mit der Überbelastung und dem Spaß
Ich habe bei den Piraten viele Menschen kennengelernt, die ich nun zu meinen Freunden zählen darf und mit denen ich wahnsinnig viel Spaß – auch bei der Parteiarbeit habe. (Danke!).
Es ist aber so, dass ich zunehmend durch Kleinigkeiten schlecht gelaunt bin und zynische Züge an mir beobachten kann muss. Auch gesundheitlich lässt es sich nicht verleugnen, dass ich mir mit dem Stress des „ständig auf Achse“ sein keinen großen Gefallen tue. Ich sehe durch diese Punkte mittlerweile ein echtes Problem, das durch die Überbelastung entstanden ist. Hinzu kommt noch, dass ich private Angelegenheiten fahrlässig vernachlässige. Und hierbei spreche ich noch nicht mal von der (zeitaufwändigen) Pflege von Freundschaften und Beziehungen, die im Moment quasi kaum noch stattfinden kann.
Die Sache der Notwendigkeit
2009 war ich der klassische Nerd, der nicht akzeptieren wollte, dass Politiker, die keine Ahnung haben wovon sie sprechen, Stop-Schilder im Internet aufstellen wollen und so zu den Piraten gekommen ist. Ich war lange Zeit naiv genug davon auszugehen, dass die meisten Menschen ähnliche Werte wie die meinen vertreten. Ich war naiv genug zu glauben, dass die Menschenwürde, Teilhabe und gegenseitiger Respekt Werte sind, die über die es keiner Diskussion bedarf .
Fakt ist: Seitdem ich mich politisch engagiere tun sich teilweise extreme Abgründe in der Gesellschaft für mich auf. Also kurzum: Ja, ich halte politisches Engagement und meine Arbeit in der Piratenpartei nach wie vor für notwendig.
Die Sache mit den Finanzen
Die Fahrtkosten, die Bewirtungskosten bei Veranstaltungen und meine Unterstützung durch Spenden braucht mein monatliches Budget, das nach Abzug der Fixkosten und Sparpläne bleibt, derzeit gut auf. Das ist nun schon länger so und auch nichts schlimmes, da ich mich ja bewusst dazu entschieden habe. Mein derzeitiges Beschäftigungsverhältnis endet jedoch bald und ich habe noch keine neue Stelle (nicht zuletzt weil ich auch hierfür zu wenig Zeit investiere) und dann muss ich vermutlich deutliche Konsequenzen ziehen. Ich würde aber keinesfalls soweit gehen zu sagen es wäre ein Problem.
Will ich es immer noch?
Aus den vorherigen Abschnitten stellt sich die Frage ob ich es denn immer noch will. Möchte ich immer noch mein Herzblut in die Piratenpartei stecken? Und weiter: Kann ich es immer noch?
Mir fällt es schwer Dinge halbherzig anzupacken und wenn ich von etwas überzeugt bin, stelle ich auch gerne all meine Energie zur Verfügung. Überzeugt bin ich nach wie vor, also: Ja ich will es noch
Außerdem bin ich voraussichtlich noch für über ein Jahr im mittelfränkischen Vorstand und uns steht ein Wahljahr bevor, in dem ich auch als Direktkandidat und Erstplatzierter der Bezirks-Liste antrete. Ich bin mir der Verantwortung bewusst und fühle mich verpflichtet mein Bestes zu geben.
Nichts desto trotz zeigen meine Ausführungen, dass es so nicht weiter gehen kann darf.
Und wie nun weiter?
Die Große Frage, die ich mir nun schon seit Wochen Monaten stelle.
Mir ist es bewusst, dass ich nicht überall dabei sein muss, auch dass ich ja einfach weniger tun könnte. Das ist aber viel leichter gesagt als getan. Tatsächlich tue ich mich sehr schwer dabei. Denn ich sage mir das schon lange, doch die Realität zeigt, dass ich für meine Familie Termine mit mindestens einer Woche Vorlauf einplanen muss und das nächste freie Wochenende nicht in Sicht ist. Ich möchte nach Möglichkeit auch morgen noch einen Beitrag leisten können und mich nicht total verbrauchen, daher muss eine Regelung her.
Die Idee wenigstens einen Tag in der Woche nichts zu für die Partei zu tun kam schon oft auf, jedoch hat sich auch hier die Umsetzung als schwierig erwiesen. Ein fester Tag unter der Woche ist schwierig, da am Abend die meisten Treffen stattfinden und diese oft an wechselnden Tagen. Ohne festen Wochentag tue ich mich persönlich jedoch sehr schwer diese Regelung auch einzuhalten. Am Wochenende haben wir oft Parteitage und außerordentliche größere Veranstaltungen. Da das aber alles nicht hilft und ich keine Alternative sehe muss ich es eben nochmals versuchen, diesmal mit öffentlicher Ansage und der Bitte um Erinnerung.
Der #NoPirateDay
Nach längerer Überlegung denke ich, dass es am effektivsten wäre meinen „Tag frei von Piratenarbeit“ aufs Wochenende zu legen. Ich bin Pragmatiker und bevorzuge einfache und logische Regelungen.